KREATIVITÄT FÖRDERN

Ich liebe es, Kinder in ihre kreativen Welten zu begleiten und gemeinsam mit ihnen in fantasievolle Abenteuer einzutauchen. Deshalb darf hier jedes Kind mit Farbe und sinnlichen Materialien erfinden und frei ausdrücken, was gerade zum Vorschein kommen möchte – oder auch einfach nur ‚sein’.

«Aber was bringen Sie denn den Kindern bei?»

werde ich manchmal gefragt. 

 

Ich vermittle ihnen keine Konzepte oder Anleitungen und spezielle Techniken. Für mich ist auch unbedeutend, was Kinder in einem bestimmten Alter ‚können sollten‘, sondern spüre vielmehr ihre individuellen Fähigkeiten auf und wo ihre Begeisterung liegt. Ich führe sie an den Ort in ihrem Inneren, wo sie ihre eigene Fülle entdecken und aus ihr schöpfen können. Ich fordere ihre Fantasie heraus, sodass sie Neues wagen und ermutige sie, ihrer Intuition zu vertrauen. Und sie erfahren hier, dass es kein ‚Falsch‘ gibt und immer alles möglich ist.



Wenn Kinder beim Malen nicht gelobt werden, können sie über sich selbst hinauswachsen – und ihre Bilder gleich mit:


«Feeertig...!» tönt es durch den Atelierraum. Ich gehe zu Tim, der gerade eine Insel gemalt hat, um mit ihm sein Bild zu betrachten:

«Oh, das Meer…» beginne ich zu beschreiben. «Und da gibt’s ja ganz viele Kokosnüsse an der Palme. Was geschieht denn auf dieser Insel?»

«Da lebt ein Tiger!» sagt Tim begeistert. «Warte…» Wenige gelb-schwarze Pinselstriche später: «Fertig!» Doch da ist ein Zögern… «Nein, ich muss noch mehr Meer malen…, hier!» ruft er ganz aufgeregt.

Ich hänge Tim ein zusätzliches Blatt auf, sodass er das Blau des Meeres weiter ausdehnen kann. «Jetzt bin ich fertig!»

Mir erscheint das zweite Bild noch etwas leer, deshalb frage ich vorsichtig: «Was sieht denn der Tiger alles, wenn er in diese Richtung blickt?»

Tim lässt auf diese Frage umgehend ein rotes Schiff, einen Panther und Vögel entstehen.

Ich benenne das Gemalte: «Aha, da kommt dem Tiger ein Schiff entgegen? Auf diesem tiefblauen Meer…»

«Ja, das ist ganz tief, das Meer, da schwimmen auch noch viele Fische drin.» fällt Tim nun ein.

«Was meinst du wie die aussehen? Möchtest du die auch noch malen?» Tim nickt begeistert. Ich hefte ein weiteres Blatt an die Wand, und noch eins, und…

Hätte ich stattdessen ein kurzes «Super, bravo!» gesagt, oder «Das hast du jetzt richtig schön gemalt, da wird die Mama sich aber freuen!» wäre es bei dem ersten Bild mit der Insel geblieben. Tim hätte nie die Geschichte des Tigers und des Panthers mit den Meeresfischen erfahren – und wozu er alles fähig ist.

 

©Alexandra Gysling

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